Jahresrückblick 2021: das Eröffnungsjahr

Mein Jahr war wirklich zweigeteilt: im ersten halben Jahr herrschte hier Baustelle, Chaos und manchmal auch Frust. „Wird das denn irgendwann mal fertig?“ Diese Frage schwebte über den Monaten, in denen die Praxisbaustelle gefühlt nicht weiter kam.

Das zweite Halbjahr war dann um so schöner: das Gefühl, endlich in der eigenen Praxis arbeiten zu können – unschlagbar! Vor allem am Anfang kam es mir unwirklich vor, wenn ich mit einer Tasse Tee an der Vorbereitung der nächsten Stunde saß. „Wow, das ist ja wirklich meine Praxis hier!“ Nach den langen Umbaumonaten fühlte es sich einfach nur toll an und ich genieße es noch heute, meine eigene Praxis aufzuschließen.

Meine Ziele für 2021

Da gab es nur ein großes Ziel: endlich meine eigene Lerntherapie-Praxis eröffnen!

Es hat gedauert, doch ich habe es geschafft. Wie? Das erzähle ich hier…

Renovierung ohne Ende

Seit Anfang 2020 stand für mich fest: ich möchte eine Praxis für Lerntherapie eröffnen. Hier im Heidelberger Stadtteil Pfaffengrund gab es noch keine und ich hatte richtig Lust, das zu ändern.

Die Räume waren da, doch sie sahen gruselig aus. Nicht nutzbar! Gemeinsam mit meinem Mann entschied ich, die Renovierung selbst zu übernehmen. Ein paar neue Tapeten und passende Möbel, zack, schon kann es losgehen. Dachten wir jedenfalls…

Wie es so ist mit Renovierungen, sollte alles länger dauern als wir gedacht hatten. Viel länger!

Hinter der Tapete verbarg sich loser Putz, so dass wir eine Stelle der Wand völlig neu verspachteln mussten. Dann stellte sich heraus, dass die abgehängte Decke nicht sauber zu kriegen war. Sie blieb grau und muffig, egal, was wir anstellten. Wir mussten sie also komplett erneuern! Noch dazu war nichts gerade, alle Wände waren irgendwo krumm und schief und ständig entdeckten wir neue Stellen, die wir nicht so lassen konnten. Uff!

Zum Glück hatten wir großartige Unterstützung aus der Familie – wer weiß, wann wir sonst fertig geworden wären! Im Frühjahr 2021 wurde es dann Stück für Stück endlich schöner in den Räumen, dann kamen die Möbel dazu und ich konnte mir allmählich vorstellen, hier zu arbeiten.

Furchtbare Ecken während der Renovierung.
Allmählich wird es eine Praxis.

Weiterbildung: Lernen, lernen, lernen…

Neben der Renovierung lief gleichzeitig auch meine Weiterbildung. Schließlich möchte ich sinnvolle Arbeit leisten und „meine“ Familien so gut wie möglich betreuen.

Doch 2020 kam Corona und machte alle Seminare erst einmal unmöglich. Was für ein Glück, dass es das Internet gibt – ich entschied mich also für eine Weiterbildung in Sachen Lerntherapie und Lerncoaching beim Lern-Ort. Mir war es wichtig, nicht nur die Theorie der Lerntherapie zu lernen (vieles wusste ich als Sonderschullehrerin sowieso schon), sondern auch ins Lerncoaching tiefer einzusteigen. Das fand ich unverzichtbar! Es reicht ja nicht, den Kindern die Rechtschreibung zu erklären. Viele Kinder leiden unter ihren Problemen schon, die Motivation hat vielleicht schon eine kleine Macke (womöglich sogar schon eine größere?) und die Angst vor dem nächsten Test wächst. Also übte ich mich im Zuhören, geschickt Nachfragen und anderen Coachingstrategien. Meine Kinder durften das ein oder andere Mal als Versuchskaninchen herhalten… 🙂

Zusätzlich besuchte ich Seminare beim Kreisel e.V., machte eine Gründerberatung und bereitete mich an allen Ecken und Enden auf meine Selbstständigkeit vor.

Renovierung, Seminare, Lektüre, Hausaufgaben für die Weiterbildung bearbeiten… langweilig war es mir also nie!

Wohltuender Urlaub

Im Sommer verschwanden wir als Familie erst einmal in die Berge und ließen das Renovierungschaos hinter uns. Das war auch dringend nötig!
Wir ließen uns frischen Bergwind um die Nase wehen, genossen den Ausblick vom Gipfel und zwischendurch taten wir auch einfach mal gar nichts. Herrlich!

Endlich: die Eröffnung!

Frisch erholt konnte es dann los gehen! Endlich, nach so viel Arbeit konnte ich meine eigene Praxis eröffnen!
Eine richtige Eröffnung konnte ich wegen Corona leider nicht feiern, es ging eher ganz still und leise. Kaum hatte ich auf der Website und Facebook die Eröffnung verkündet, trudelten auch schon die ersten Mails ein und das Praxistelefon klingelte zum ersten Mal! Ganz ehrlich? Ich hätte nicht gedacht, dass es so schnell gehen würde.

Aber ich hatte nicht lange Zeit, mich zu wundern, denn die ersten Familien kamen noch in den Sommerferien und schon war ich mittendrin in der Arbeit: Elterngespräche, Förderdiagnostik und der Beginn der ersten Lerntherapien.

Während ich diesen Rückblick tippe, kommt mir die Eröffnung schon ewig weit weg vor. Als würde ich schon seit laaaanger Zeit in meiner eigenen Praxis arbeiten. In den ersten sechs Monaten ist tatsächlich schon einiges passiert:

  • ganz ganz tolle Rückmeldungen von Menschen aus dem Pfaffengrund, die sich so freuen, dass es endlich auch hier Lerntherapie gibt.
  • eine Kooperation mit der Beratungsstelle der AWO (PZS in Wieblingen), die sehr froh sind, dass ich einen Kurs für Eltern anbiete (das Elterntraining).
  • der Start einer Zusammenarbeit mit der Grundschule.

Die Gerechtigkeitsfrage

Ja, diese Frage kam schon oft auf, seit ich die Praxis eröffnet habe. Viele Eltern fragen mich am Telefon, wer die Kosten für Lerntherapie übernimmt. Wieso tut das eigentlich nicht die Krankenkasse? Warum muss es Kindern psychisch schon schlecht gehen, damit das Jugendamt die Lerntherapie bezahlt?

Leider gibt es deshalb Familien, die vom Jugendamt eine Ablehnung erhalten, die aber gleichzeitig die Lerntherapie auch nicht privat bezahlen können. Das geht für manche Familien einfach nicht. Die Idee, einen gemeinnützigen Verein zu gründen, um diese Lücke ein bisschen kleiner zu machen, besteht ja schon, seit ich mit Jürgen Klein gesprochen habe, der das in Hamburg erfolgreich getan hat. Zuerst einmal hatte ich dafür gar keine Zeit und Energie, denn mit meiner eigenen Praxiseröffnung hatte ich erst einmal genug zu tun. Doch so allmählich wird es Zeit, diese Vereinsgründung anzugehen. Ist das nicht eine schöne Aufgabe für das neue Jahr?

Es wird sicherlich nicht einfach. Doch die Aussicht, vielen Familien die Teilnahme am Elterntraining oder Kindern eine Lerntherapie zu ermöglichen, ist ein schöner Antrieb.

Ausblick auf 2022

Ich freu mich auf das neue Jahr! Auf „meine“ Lerntherapiekinder, aber auch auf neue Familien. Auf gute Gespräche mit Eltern. Auf das Aha-Gesicht, das die Kinder machen, wenn sie etwas plötzlich verstanden haben. Auf ernsthaftes Lernen und fröhliche Spiele.

Ganz besonders hoffe ich, dass sich oft eine Gruppe Eltern für das Elterntraining zusammenfindet. Es hilft Eltern und Kindern so sehr und es macht Spaß, das zu begleiten.

Außerdem ganz neu: dieser Blog hier und der Newsletter. Ich möchte Eltern einfach noch mehr Informationen als bisher bieten und plane deshalb, regelmäßig über Tipps, Tricks und Wissenswertes rund um LRS und Dyskalkulie zu schreiben.

Welche Fragen möchten Sie loswerden? Was interessiert Sie besonders? Ich freu mich, wenn Sie es mir in die Kommentare schreiben!